“Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ – Philosophische Perspektiven zum Verhältnis von Angst und Politik

Es scheint sich in den letzten Jahren eine Stimmung verbreitet zu haben, welche zurückgeführt auf soziale und politische Unsicherheiten, ökonomische Krisen, Migration und Terrorismus, als “Diskurse der Angst“ in das gesellschaftliche Selbstverständnis Einzug gehalten hat. Nicht nur populistische Gruppierungen, auch das bisherige politische Establishment arbeiten mit Motiven der Angst.

Dass Angst und Politik seit Jahrhunderten zusammengehören ist keine neue Erkenntnis. Fast alle politischen Systeme bedienten sich ihrer zur Sicherung von Herrschaft. So sind die Souveränitätskonzeption des modernen Staates und die Konstitutionalisierung dessen auf Angst gebaut. Nach Thomas Hobbes wird dieses Gefühl zur ursprünglichen Motivation, zur rationalen Grundlage der Bildung eines Staates. Nur die Angst vor dem Rückfall in den Naturzustand und die Angst vor den Strafen des Souveräns sichern die Einhaltung des Gesellschaftsvertrages. Während bei Hobbes jedoch Unsicherheit minimiert werden soll, machten die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts Angst zu ihrem inneren Prinzip. So wird allgemein hin behauptet: Angst spricht nicht, Angst herrscht.

Dabei ist Angst, wie jedem aus eigener Erfahrung bewusst sein wird, eine grundlegende Form menschlichen Erlebens und Umgangs mit der Welt. Als “anthropologische Konstante“ ist sie Teil dessen, was den Menschen zum Menschen macht. Es wundert deshalb nicht, dass Angst als Phänomen immer auch philosophisches Interesse hervorrief und dort über eine reine Angstabwehr hinaus thematisiert wurde.

Die Idee des Vortrages ist es beide Perspektiven zusammen zu bringen. Zu fragen, welche neuen Sichtweisen sich mit einem philosophischen Angstbegriff für den politischen Diskurs ergeben, wie jene Perspektiven das eigentliche Problem reiner Angstbewältigung darstellen und wie dadurch der Umgang des Politischen mit Angst anders oder neu bewertet werden kann.

Referent: Lucas von Ramin