Erster Termin der Ringvorlesung im Sommersemester 2017.
Eine Veranstaltungsreihe des Referats für politische Bildung des Stura.
Zahllose Scheindebatten, Spiegelgefechte und heilloses Missverstehen – ob beabsichtigt oder unbewusst – prägen die aktuelle öffentliche Gesprächskultur. Geht es um “Gesellschaft” oder “Gemeinschaft”? Um “Nation” oder “Volk”, “Bewegung” oder “Barberei”? Ist das nun schon “Die Wiederkehr des europäischen Faschismus” oder ein “'68 von rechts”?
Die Vortragsreihe “un/gebroche Geschichte. Zur Gegenwart autoritärer Bewegungen” möchte Licht in dieses Dunkel bringen. Wie ist die aktuelle Stärke rechtspopulistischer Bewegungen und neurechter Ideologien zu deuten? Wo kommt diese Bewegung her; Wo finden sich historische Anlehnungen, Ursprünge oder Parallelen? Und vor allem: Was hat das alles mit Krisen zu tun?
Wird der zunächst naheliegende Versuch unternommen, die heutige Krise der Gesellschaft in direkter Verwandtschaft zu den gesellschaftlichen Entwicklungen im Europa des frühen 20. Jahrhunderts zu setzen, wird außer einem dumpfen Gefühl der Angst nicht viel gewonnen. So wie die europäischen Gesellschaften heute andere sind als noch vor einem knappen Jahrhundert, so sind auch ihre Krisen anders bestimmt. Daher gilt es, die Vergangenheit so aufzuklären, dass sie nicht weiterhin bewusstlose auf die Gegenwart projiziert wird. Eine kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Krisenerscheinungen der Geschichte, ihrer zeitgenössischen Wahrnehmungen und Interpretationen, ihrer fortgesetzten Verdrängung sowie dem Versuch aus diesen Erkenntnissen heraus die Gegenwart besser verstehen zu können: Dies soll die Ringvorlesung leisten.
Die Ringvorlesung wird aus verschiedenen Themenblöcken zusammengesetzt sein. Zunächst wird der Versuch unternommen, den aufziehenden Nationalsozialismus durch die Augen zeitgenössischer Bewegungen zu betrachten. Dabei soll sich den historischen Schwierigkeiten gestellt werden, die beim Versuch, die Krisen des gesellschaftlichen Zusammenhangs richtig zu verstehen, immer wieder auftauchen. Im zweiten Block wird dann der Versuch unternommen, die Voraussetzungen aufzuklären, mit welchen wir heute auf die Vergangenheit zurückblicken und welche es heute so schwer machen, Kontinuität und Brüche der Geschichte richtig zu bestimmen. Daher wird sich die Ringvorlesung ausführlich mit der Verdrängung des Nationalsozialismus beschäftigen und dabei versuchen, die gesellschaftlichen Bedingungen darzustellen, welche diese Verdrängungsmechanismen hervorgebracht haben und sie auch heute noch begünstigen. Nach dieser ausführlichen Reflexion der Vergangenheit sind dann die TeilnehmerInnen der Ringvorlesung gefragt. In zwei Tagesseminaren soll der Versuch unternommen werden, sich mit den aktuellen gesellschaftlichen Bewegungen zu beschäftigen. Es ist geplant, aufbauend auf dem Vorherigen, sich mit dem Weltbild rechtspopulistischer und neurechter Bewegungen zu beschäftigen. Unter angeregter Diskussion werden wir versuchen, aktuelles Geschehen in seinem gesellschaftlichen Zusammenhang zu begreifen.
Für den Sitzschein ist eine Teilnahme an 80% der Sitzungen verpflichtend. Jedes Tagesseminar gilt für 3 Sitzungen. Alternativ kann eine schriftliche Klausur am Ende des Semesters geschrieben werden.