Die politischen Bemühungen auf allen Ebenen (lokal bis international) einen sozial-ökologischen Wandel anzustoßen sind seit Jahren ungebrochen. Die Ergebnisse dieser Bemühungen sind ernüchternd – in jedem Fall dann, wenn man den Blick auf die Veränderung von Praxis lenkt. Die Indikatoren für fast alle wichtigen sozio-ökonomischen und Umwelttrends zeigen, dass die negativen Folgen unsere Lebens- und Wirtschaftsweisen weiter zunehmen, vielmehr noch, sich beschleunigen (IGBP 2015). Daran haben alle bisherigen Bemühungen nichts geändert. Auch die gerade veröffentlichte nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung oder die Beschlüsse von Paris (COP21) zur Einhaltung des 1,5 Grad Ziels werden – so richtig sie sind – dies nicht ändern. Symptomatisch für diese lose Kopplung von Wissen bzw. politischen Beschlüssen und Handeln sind Weltklimakonferenzen, zu denen inzwischen jedes Jahr über 20.000 Wissenschaftler, Politiker, NGO-Vertreter und Medienvertreter fliegen – um das Weltklima zu retten.
Damit stellt sich die Frage, wie ein sozial-ökologischer Wandel bzw. eine Transformation zur Nachhaltigkeit tatsächlich angestoßen werden kann. Angesichts der oben geschilderten Analyse lohnt ein Blick auf jene Akteure, die durch das Erproben von alternativen Denk-, Handlungs- und Organisationsweisen bereits heute schon Praxis verändern. Ergebnisse aus der Transition-Forschung zeigen, dass diesen Akteuren durchaus ein Transformationspotenzial zugeschrieben werden kann, wenn es gelingt deren Ansätze und Experimente auf eine gesamtgesellschaftliche Ebene zu skalieren. Allerdings ist unklar, wie eine solche Skalierung erfolgen kann. Das EU-Forschungsprojekt ARTS (Accelerating and Rescaling Transitions to Sustainability) hat in den Städten Brighton, Budapest, Dresden, Genk und Stockholm empirische untersucht, welche Mechanismen geeignet sein könnten, die alternativen Praktiken lokaler Nachhaltigkeitsinitiativen auf gesamtstädtischer Ebene zu skalieren und so eine Transformation zur Nachhaltigkeit anzustoßen.
Der Vortrag zeigt auf, warum wir noch weit entfernt von nachhaltigen Lebens- und Wirtschaftsweisen sind, gibt eine Einführung in die Transitionforschung, beleuchtet die Reichweite und Grenzen der in ARTS untersuchten Mechanismen – upscaling, replicating, partnering, instrumentalising und embedding – für einen Wandel zur Nachhaltigkeit und zeigt konkrete Handlungsansätze für die Stadt Dresden auf.
Markus Egermann (Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung)