Als die Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 die Macht übernahmen, wirkte sich dies auch auf die damals noch als Technische Hochschule bezeichnete Dresdner Universität aus: Jüdische Wissenschaftler und Studierende sowie solche mit den ‚falschen Anschauungen‘ wurden an der schwerpunktmäßig durch die Technik- und Naturwissenschaften geprägten TH Dresden aus Arbeit und Studium gedrängt. Andere hatten schon vor 1933 die NSDAP unterstützt, wieder andere passten sich in unterschiedlicher Geschwindigkeit an. Der Vortrag spürt diesen Verhaltensmustern und den Effekten nach, die diese auf Forschung und Lehrinhalte hatten: in welchem Verhältnis standen die Dresdner Wissenschaftler beispielsweise zur nationalsozialistischen Rüstungs- und Autarkieforschung, in welche konkreten Projekte waren sie involviert? Gab es hier Besonderheiten? Oder war die Hochschule in Dresden nur eine von Vielen? Dabei wird auch die individualbiografische Perspektive berücksichtigt: Was also geschah einerseits mit jenen, die man ab 1933 an der TH Dresden plötzlich für verzichtbar hielt? Welche Karrierewege bestanden andererseits für Wissenschaftler nach 1945, die als überzeugte Nationalsozialisten oder als Opportunisten ‚mitgemacht‘ hatten? Welchen erinnerungskulturellen Umgang fand und erfand die Hochschule mit diesem Kapitel ihrer Eigengeschichte?
Mit Studierenden des Instituts für Geschichte der TU Dresden erarbeiteten die Referenten 2012 die Ausstellung “MITGEMACHT? Technik- und Naturwissenschaftler an der TH Dresden im Nationalsozialismus”, die ab November 2012 für zwölf Monate im DrePunct zu sehen war. Am 14. April 2017 eröffnet dort eine weitere studentische Ausstellung über den Bauingenieur Willy Gehler, der von 1913 bis 1945 als Professor für Festigkeitslehre, Baustofflehre, Baustatik und Stahlbrückenbau an der TH Dresden tätig war.
Dr. Uwe Fraunholz & Dr. Swen Steinberg (beide Institut für Geschichte der TU Dresden)