In Zeiten angeblicher „Alternativlosigkeit“ und einer weitgehenden Kultur der Affirmation scheint Kritik zurzeit keinen so großen Stellenwert zu haben. Dabei war die Kritik an gesellschaftlichen Zuständen immer ein konstitutiver Bestandteil menschlicher Praxis und gesellschaftliche Zustände, Werte, Normen, Regeln und Institutionen bieten immer Gelegenheit zur Auseinandersetzung, denn wer könnte meinen, sie seien nicht veränderungswürdig? Dennoch scheint mehr denn je fraglich, wo Gesellschaftskritik heute ihren Ort hat, wogegen sie sich richtet, wie ein Maßstab zu gewinnen ist, der es überhaupt erlaubt, etwas als kritikwürdig zu bezeichnen und schließlich, welchen Standpunkt der/die Kritisierende einnimmt: Kritisiert er/sie die eigene Gesellschaft, oder wählt er/sie einen distanzierten Beobachterstandpunkt? All diesen Fragen soll sich der Vortrag ein Stück weit widmen, um sich dann selbst einer Kritik der ZuhörerInnen zu stellen.
Referent: Prof. Dr. Mark Arenhövel (Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Institut für Politikwissenschaft, TU Dresden)